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Ironman Portugal - Der Formvernichter von 2023

Dass der Ironman Portugal ein guter Formzerstörer werden sollte zeigte sich schon in den Wochen zuvor. Mehrere Erkältungspausen haben meine Vorbereitung immer wieder unterbrochen. Es wurde immer unwahrscheinlicher, dass ich die Form meines Lebens, die ich beim Kölner Triathlon noch zeigen konnte, nicht bis zum Ironman Portugal aufrecht erhalten kann. Die letzte Erkältung hat sich dann sogar bis in die Rennwoche hineingezogen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich Anfang der Woche schon mit dem Gedanken gespielt, gar nicht an den Start zu gehen, weil sie keine Trainingseinheit gut angefühlt hat. Es ist das eine aufgrund der erzwungen Pausen im Training nicht in Topform zu sein, aber was anderes gesundheitlich nicht fit zu sein, um wenigstens seine Bestform unter den Umständen einer bescheidenen Vorbereitung abrufen zu können. Doch ich hatte Hoffnung denn es war täglich eine Verbesserung spürbar. Das Wetter in Portugal mit Sturm und viel Regen hat dann zwar auch noch auf die Stimmung gedrückt, doch am Tag vor dem Rennen war der Schnupfen und am Renntag auch noch die Wolken verzogen.


Dadurch, dass ca. 60 Profis am Start waren, war die Chance auf eine Schwimmgruppe groß. Wie immer sind die ersten 300m entscheidend, um genau da reinzukommen. Die Aggressivität die man hierfür benötigt war aber irgendwie nicht da, die Zeit, um in einen vollen "Beastmode" zu wechseln war, nach meiner Erkältung einfach zu kurz. Schon beim ersten Wasserkontakt nach rund 30m an Land hatte ich gute 10m Rückstand auf die Gruppe in der ich sein wollte. Dennoch konnte ich mich in einer anderen Gruppe festbeißen. Im unruhigen Meer war dies nicht nur hilfreich, um Kraft zu sparen, sondern auch um sich in den Wellen besser orientieren zu können. Die Zeit von 52min, die mir meine Uhr beim Verlassen des Wasser anzeigte, schaltete spätestens jetzt den "Beastmode" in mir an (Hier wusste ich zum Glück noch nicht, dass die Strecke zu kurz war. Dafür war aber die Wechselzone umso länger), obwohl dies meine Wechselzeit aufs Rad nicht widerspiegelt. Letztendlich hatte ich 2-3 Minuten auf Rückstand auf die Gruppe in der ich mindestens sein wollte. Dass ich aber keine Wunder erwarten brauchte, hat meine Schwimmform in den Wochen zuvor aber schon angekündigt.


Auf dem Rad ging es dann relativ schnell in den Anstieg und den bergigen Abschnitt der 90km Runde, die man zweimal fahren musste. Die Beine haben sich super angefühlt und noch schöner war es, dass ich endlich mal wieder eine Radgruppe hatte. Ich musste in der bergigen Passage öfters Lücken nach vorne schließen, wodurch sich eine 4er Gruppe herauskristallisiert hat. Wir sind super fair gefahren, haben mindestens 15m Abstand gehalten und uns mit der Führung abgewechselt. Die Schiedsrichterin, die fast von Anfang an dabei war, hatte also nicht viel zu tun. Nach der Abfahrt ging es dann für eine Runde über den ehemaligen Formel 1 Kurs auf den schnellsten und flachen Abschnitt der Radstrecke, das Stück entlang der Küste nach Lissabon und zurück. Kurz vor dem Wendepunkt bei Lissabon bei Kilometer 70 sind wir auf andere Profis aufgefahren. Um jeglichen Zeitstrafen aus dem Weg zu gehen, habe ich versucht mich immer vorne in der Gruppe aufzuhalten. So auch in diesem Fall. Ich habe alle überholt und mich vorne an die Gruppe gesetzt. Daraufhin kam die Schiedsrichterin neben mich und gab mir einen Penalty wegen Windschattenfahrens. Für mich war das und ist es bis jetzt leider noch unerklärlich wie das sein kann, wenn ich nach vorne fahre, um genau diese Strafe zu verhindern. Es gibt die Regel, dass man für einen Überholvorgang pro Athlet nur 25 Sekunden Zeit. Ich bin mir jedoch sicher, dass ich diese Zeit eingehalten habe. Dass der Abstand auch nach vorne passt, hatte ich mir mehrmals von ihr bestätigen lassen, immer wenn sie neben mir war, nachdem sie uns lange begleitet hat. Ich hatte jetzt zwei Möglichkeiten, entweder den Penalty von 5min zu akzeptieren und im nächsten Penalty Zelt abzusitzen oder durchzufahren und ihn am Ende anzufechten. Dabei sind die Chancen aber sehr gering, weil man als Athlet einen Beweis, Referees anscheinend nicht, braucht. Wenn man dann verliert, wird man disqualifiziert. Nachdem ich die Schiedsrichterin aber ihm Penalty Zelt hab stehen sehen, hielt ich an, weil ich eine Erklärung wollte. Freundlich hab ich also gefragt, wie man eine Zeitstrafe wegen WINDSCHATTENFAHRENS während eines Überholvorgangs erhalten kann... Wenn es vorher gewesen sein sollte (Was ich mir wie gesagt nicht vorstellen kann) oder ich die 25 Sekunden nicht eingehalten hätte, dann hätte ich wenigstens eine Erklärung aber ihre Antwort war: "I saw you drafting, I don't have to explain myself to you.!" Hier war dann auch meine Geduld zu Ende. Ich bin ein großer Fan davon, dass Regeln strikt umgesetzt werden, wenn sie nachvollziehbar sind und erklärt werden können geschweige denn beweisbar sind. Ich bin auch der letzte der einen Fehler nicht zugibt. Aber wenn ich nicht weiß, was ich falsch gemacht habe, wie soll ich dann mein Verhalten verbessern. In meiner Welt ist das der Grund, warum Strafen existieren, um aus Fehlern zu lernen. Wenn das nicht möglich ist , sind Strafen sinnlos und willkürlich. So wird es zu einer Art Glücksspiel, ob man eine Strafe erhält oder nicht, was rennentscheidend sein kann. Das hat im Sport nichts verloren. Leider erging es schon anderen Athleten so dieses Jahr, bei denen es um weit mehr geht als bei mir. Und es ist ja nicht so als gäbe es kein System, dass das das Anwenden von Zeitstrafen fair und nachvollziehbar macht. #raceranger Letztendlich ärgere ich mich nicht über die Zeitstrafe, sondern über die fehlende Nachvollziehbarkeit derer. Diese Wut hab ich dann versucht auf die Pedale auf dem Rad für die kommenden 110km zu übertragen. Das hat auch gut geklappt, denn obwohl ich ab dann alleine unterwegs war, habe ich keine Zeit auf meine frühere Gruppe verloren, sondern bin sogar wieder rangekommen und konnte einige Athleten gegen Ende des Radteils wieder einsammeln. Nach 4:40 auf 39. Position liegend war es endlich soweit meine neuen Wettkampfschuh, den Adidas Adios Pro 3, freien Lauf zu lassen.


Immer noch aufgeladen mit Extrapower durch den Vorfall auf dem Rad habe ich mich bei einer 3:45min/km Pace eingependelt. In dem Moment war es mir egal, dass das schneller ist als ich je gelaufen bin, aber es fühlte sich trotz des anspruchsvollen Laufkurses gut an. Hinzu kam, dass ich einen Athleten nach dem anderen einsammelte und mich nach vorne arbeitete. Mit den vielen Anstiegen auf der Laufstrecke, dem Wind und dem Soloride auf dem Rad war es aber nur eine Frage bis der Motor platzt. Mit einer Durchgangszeit nach 21km von 1:22h war ich zwar noch auf Laufbestzeitkurs, aber ich habe gemerkt wie der Mann mit dem Hammer immer näher kommt. Die Pace erreicht dann ihren Tiefpunkt, aber als ich angefangen habe auf Coka Cola umzusteigen, ging wieder ein Schub durch den Körper. Plötzlich ging es wieder besser und die Aufholjagd konnte fortgesetzt werden. Mit Hilfe einer brutalen einköpfigen Support Crew hab ich nach 2:52h auf den Marathon und einer Gesamtzeit von 8:38h auf dem 19. Platz die Ziellinie erreicht. Mit der bescheidenen Vorbereitung muss ich mit meiner Leistung zufrieden sein. Vor allem motiviert es mich gewaltig zu sehen, dass noch einiges möglich ist, wenn ich selbst unter diesen Umständen so eine Leistung abrufen kann.


Vielen Dank an meine Partner für die Unterstützung und an meine Freunde und Familie die meine Stimmungsschwankungen vor allem in den letzten Wochen ertragen haben. Ich freue mich jetzt auf eine intensive Off Season bevor ich Pläne für 2024 schmiede.























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