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Das perfekte Rennen beim Ironman Hawaii


„Nothing is impossible“ ist der Slogan vom Ironman: 8.44h (persönlicher Rekord), 4:40h Rad (persönlicher Rekord), 2.56h Marathon (persönlicher Rekord und heimliches Karriereziel), 2. Platz Altersklasse 35, 2. Amateur gesamt, 35. Platz gesamt mit Profis … vor zwei Jahren wollte ich nur mal dabei sein und hätte das für unmöglich gehalten. Ich muss ehrlich zu geben, dass ich mir nicht vorstellen konnte wie das eigentlich gehen soll, als ich das „Projekt Podium 2019“ angekündigt hab. Die Begriffswahl stellte aber nur eine Verpackung für ein perfektes Rennen dar, dass ich bei diesem härtesten Ausdauerwettkampf der Welt zeigen wollte. Mein Ziel war es zu erfahren wie weit ich kommen kann, wenn ich es schaffe an meine Grenzen zu gehen.

Diesen Traum des perfekten Rennen hab ich mir erfüllt und gleichzeitig das unmögliche möglich gemacht. Der Podiumsplatz in Verbindung mit solchen Werten und Zeiten ist für mich unvorstellbar aber nur zweitrangig. Mit gutem Gewissen kann ich nun einen Haken hinter Hawaii machen, weil ich weiß, dass ich es nicht nochmal so hinbekommen werde. Das war mein Ziel und die Erfüllung dessen ist die schönste Genugtuung.

Das alles ist ein Ergebnis akribischer Arbeit meines Trainers Swen Sundberg sowohl in den letzten zwei Jahren als auch in der Woche zuvor in Hawaii. Ihr konntet mitverfolgen wie gut ich mich vorbereiten konnte. Die Nervosität war natürlich brutal aber wurde ich Zaum gehalten von einem Gefühl der Sicherheit, dass ich alles getan hab was man tun konnte. Dies ging oft auf Kosten meiner Freundin, meiner Familie und meiner Freunde, denen ich auch mehr als dankbar bin, das sie es mir Verzeiht haben, wenn beim Film schauen schon beim Anschalten des TV eingeschlafen bin, keine Zeit für Gartenarbeit oder Junggesellenabschiede hatte.

Wie weit das ging…zeigen meine Haare am Wettkampfmorgen…Nachdem ich es zeitlich nicht mehr zum Friseur geschafft hatte, um die Belüftung des Kopfes etwas zu verbessern, hab ich mir in einer Last Minute Aktion am Abend vor dem Rennen die Haare von einem Mitbewohner kürzen lassen wollen…als ich mich nach einer Zeit gewundert habe, dass da schon viel auf dem Boden liegt, hab ich mich im Spiegel angeschaut und hab ein hässliches weißes Ei gesehen. Aus Panik, dass ich einen Sonnenstich im Rennen bekomme, hab ich den letzten Flecken hinten als letzten Sonnenschutz stehen lassen und war plötzlich der perfekte Hawaiinische Krieger.

Dementsprechend heiß bin ich dann auch um 6 Uhr , nach den letzten Anweisungen meines Trainers in meine Startzone gelaufen. Der erstmalig durchgeführte Wellenstart sollte das Feld eigentlich entzerren. Durch die nicht mal halb so lange Startlinie allerdings ist beim Schwimmen genau das Gegenteil eingetreten. Und Getreten wurde sich schon fünf Minuten vor dem Start im Kampf um den besten Platz. Schulter an Schulter, eingekeilt in der dritten Reihe, ging dann die Schlacht los. Schon hier hab ich mir die ganze Zeit gedacht, dass ich das hier will und deswegen hier schon ein Zeichen setzen will und nicht nachgebe. Im Vergleich zu dem was vor allem an den Wendepunkten abging, sind die Ligawettkämpfe Kindergarten. Ohne größere Schäden, wahrscheinlich aufgrund meines angsteinflößenden Beinschlages, der im Umkreis von einem Meter um mich herum alles abräumt, bin ich nach 59 Minuten auf einem soliden 30. Platz in die Wechselzone gekommen. Die benötigte Sonnencreme auf meinem Schädel war wahrscheinlich ein Grund für die schlechte Wechselzeit, weil ich hier die Spitzengruppe verpasst hab.

Mit Panzertape fixiert hat auch meine Verpflegungsflasche die ersten 8 km überlebt bevor es auf den Highway zum Wendepunkt hoch in den kleinen Ort Hawi ging. Frühzeitig hab ich gemerkt, dass nicht nur die Gelflasche sondern auch die Beine dabei sind. Als ich die erste Gruppe abhängen konnte, war ich auch erstmalig in der Lage meine Werte zu fahren und musste feststellen, dass ich nicht nur auf weitere Gruppen aufgefahren, sondern diese auch abhängen konnte. Kurz vor dem Wendepunkt bin ich dann auf einen bekannten Athleten aufgefahren, der an dem Punkt wohl Druck machen wollte. Mit einen Trittfrequenz die einem Schnellwaschgang glich hab ich mich nur darauf konzentriert an ihm dran zu bleiben. Die dort eintretende Wind machte das ganze nicht einfach. Doch genau mit Hilfe des Gegenwindes auf den letzten 50 km, konnte ich auch ihn abschütteln und war von nun an alleine und mit gutem Tempo auf dem Heimweg. Nachdem ich hier schon kaum jemanden mehr gesehen habe, und ich konstant das Tempo hochhalten konnte…hatte ich, schon wie in der Woche zuvor, eine abartige Lust auf den Marathon entwickelt. Als ich nach 4 Stunden und 40 Minuten, wieder den Boden mit meinem Füßen berührte, wusste ich, dass an dem Tag alles geht. Ich war noch nichtmal im Ansatz müde und hatte wie gesagt Riesen Lust zu rennen.

Weit unter den Angaben bin ich dann losgestochen…es ist gefährlich in Hawaii, die ersten Kilometer zu schnell anzugehen, weil genau dort eine unglaubliche Kulisse herrscht. Aber selbst das war mir egal. Die Info meines Coaches, dass ich einen Rückstand von drei Minuten aufs Podium und fünf auf den Ersten haben, hat das Feuer nur noch angeschürt. Eine perfekte Ausgangslage dachte ich mir, jetzt nur ruhig und konstant durchlaufen…doch die Beine wollten weiter Gas geben. Als ich nach einem Viertel der Laufstrecke mit einem 4er Schnitt auf den Kilometer auf den ab hier einsamen Highway abgebogen bin, wurden die Zwischenzeiten langsamer…aber das lag nur an dem gefühlten Bierfass, das in meinem Bauch hin und her schwappte. Ein Toilettengang war unumgänglich…mit einem lauten Knall im wahrsten Sinne des Wortes ging es wieder auf den Asphalt und die 4min Pace war wieder eingeloggt. Einen kurzen Schreckmoment gab es als ich nach 21 km meine mitgeführte Gelflasche unbemerkt verloren habe. Auch auf diesen Fall war ich aber eulenmäßig vorbereitet, weil man bei km 25 eine Ersatzverpflegung hinterlegen konnte. Immer noch mit einem Grinsen im Gesicht bin ich dann im Energy Lap ins Frauenprofifeld reingelaufen. Es war gespenstisch und überwältigend zugleich als ich zurück auf den Highway abgebogen bin und nur die Straße vor mir lag. Ich konnte niemanden sehen, hatte nur noch 10 Kilometer vor mir und fande es fast Schade, dass das Rennen bald zu Ende sein wird, weil es so Spaß gemacht hat. Der Zeiger ist teilweise bis unter die 4min Pace gefallen und mein Ziel eines Marathons unter drei Stunden schien greifbar…als ich bei Kilometer 35 sogar Daniela Ryf bei einem Überholvorgang kennenlernen durfte hab ich mich gefragt wie das denn noch besser werden soll… es hat nicht lange gedauert. Drei Kilometer später, zurück in der Nähe von Zivilisation hat mir mein Trainer den Zwischenstand mitgeteilt. Der Erste sei weg, aber nur eine Minute auf Platz zwei. Mit nur vier Kilometer zu laufen, hatte ich gehofft, dass dieser Athlet nochmal Gas gibt damit ich ihn nicht einholen muss, um die letzten Kilometer zu genießen. Aber er kam immer näher…mit einer entscheidenden Attacke am letzten Berg kurz vor der Palani Road, hab ich ihn tatsächlich noch überholt. Nach einem voll Sprint die Palani runter, um ihm auch keine Chance zu lassen, konnte ich den letzten Kilometer in vollen Zügen genießen…und dafür musste ich laut meiner Uhr wohl 3:45min/km laufen. Es ist alles genauso eingetreten wie ich es zuvor visualisiert habe. Selbst die Pizza im Zielbereich Stand so da wie in meinen Gedanken…auch eine weitere Dopingkontrolle konnte mir den Moment aber nicht verderben, sondern eher die Möglichkeit geben Sebi, Wurf und Brownlee auf der „Toilette“ und am nächsten Tag auf dem Dancefloor kennenzulernen.

Ich bin wirklich überglücklich dass ich das mir gesteckte Ziel erreicht hab. Da kann auch ein Profi, der den Sieg in meiner Altersklasse holt auch nichts dran rütteln. Und obwohl ich es nur für mich mache, bin ich fasziniert davon wieviele Leute daran teilhaben und sich davon genauso wie ich begeistern lassen. Denn ich hab mir vielleicht das Ziel selbst gesteckt und mach es für mich, es aber alleine zu schaffen ist nicht möglich.

Deswegen habe wohl nicht nur ich sondern auch Ironman das Wort „Ohana“ als Slogan für Hawaii 2019 gewählt. Es ist das hawaiianische Wort für Familie. Anders als bei uns sind damit nicht nur die leibliche Verwandten sondern auch die Menschen gemeint mit denen man sich umgibt und schätzt. Damit sind nicht nur meine Familie, mein Team Mahrs Bräu Nicht Alkoholfrei sondern auch du gemeint. So ein starkes und harmonisches Umfeld ist die Basis für Erfolg und ich bin stolz so viel Rückhalt in dieser „Familie“ für mein Projekt gehabt zu haben.

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